Mittwoch, August 23, 2006

23.08.2006 - Glücksspielhölle, Kaffeefahrt auf Amerikanisch und "Mamma Mia"

Gestern abend stürzten wir uns ins Getümmel auf dem Strip. Zum Abendessen kehrten wir in eine Pizzeria in Damaskus ein, anschließend sind wir noch schnell auf einen Caipirinha nach Paris gegangen. Unterwegs gerieten wir in einen Gewitter-Platzregen und sind an einem ausbrechenden Vulkan vorbeigelaufen. Die große Piratenschlacht haben wir leider verpasst und die Achterbahn in 300 m Höhe hatte schon zu. Klingt nach einem schlechten Trip und ganz miesen Drogen? Keinesfalls, denn in Las Vegas findet man New York, München, Paris, Damaskus, Venedig, die Sphinx und die Pyramiden von Gizeh, eine Ritterburg und eine Pirateninsel in schöner Eintracht nebeneinander auf den 3 km des Strip - simulierte Naturschauspiele und ganze nachgebaute Straßenzeilen in Einkaufsmeilen inklusive. Man fragt sich zunächst, wie man so einen Irrsinn mitten in der glühenden Wüste finanzieren kann und wie sich das Ganze für die Betreiber rechnet - bis man sich tatsächlich in einem der großen Casinos wiederfindet, umringt vom Bimmeln hunderter "Slot Machines" (einarmige Banditen) und Massen von Menschen, die dort und an Spieltischen ihr Glück versuchen.

Tiark hat es schön formuliert: Las Vegas lebt von der Illusion, zur rechten Zeit am rechten Ort mit einem Quäntchen Glück ein Vermögen machen zu können, und die Leute fallen darauf herein.




Am nächsten Morgen wollten wir den Strip bei Tageslicht erkunden. In einem der Hotels auf dem Weg wurde uns ein interessantes Angebot gemacht: Für 10 Dollar pro Person konnte man Tickets für eine abendliche Show bekommen, wenn man an einer Besichtigungstour zu einem südlich gelegenen neuen Luxusappartmentkomplex teilnahm. Nun ja, Studenten mit knappem Reisebudget sind für Kaffeefahrten immer offen, solange nicht Heizdecken verkauft werden, also warum nicht? Schließlich kosten die Show-Karten normalerweise nicht unter 80 Dollar pro Stück, und wir haben uns dreimal versichern lassen, dass wir außer Gucken keine Verpflichtungen bei der Tour eingehen.

Die Besichtigungstour gab uns einen ziemlich interessanten Einblick in Kaffeefahrten auf Amerikanisch: Mit ca. 30 anderen Interessenten wurden wir zu einem Welcome Center gebracht, wo wir von unserer eigenen (!) Führerin für die Besichtigung in Empfang genommen wurden. Nach dem kostenlosen Lunch besichtigten wir den wirklich recht luxuriösen Appartmentkomplex. Nach einer Menge Small Talk ging es schließlich ums Geschäft: Uns wurde angeboten, Anteile an einem Appartment zu erwerben - natürlich zu einem Super-Spezial-Preis, wenn wir sofort unterschreiben. Die Verkaufsmethoden, mit denen wir und die anderen Teilnehmer umgarnt wurden, waren so vorhersehbar wie gruselig - ich möchte nicht wissen, wie viele Leute sich da haben einlullen lassen. Vom ethnisch passenden Führer (unsere hatte - "Oh really, you're from Germany? What a coincidence!" - einige Jahre in Deutschland gelebt) bis hin zu Geheimniskrämerei um den Preis, der sich dann als so erstaunlich niedrig herausstellte, dass man ja blöd wäre, nicht zu kaufen - naja, man kennt das ja. Tiark hat den Verkäufer ziemlich auflaufen lassen, was diesen veranlasste, uns das Appartement schließlich zu einem Viertel des zuerst genannten Preises anzubieten, aber natürlich haben wir nichts gekauft und nach ein bisschen Hin und Her auch anstandslos unsere ersehnten 10-Dollar-Tickets für das ABBA-Musical "Mamma Mia" am gleichen Abend erhalten.

Die Show war wirklich erstklassig, witzig und mit tollen Sängern und Tänzern - der Ausflug zum Appartmentkomplex hatte sich also gelohnt.

Außer Show und Kaffeefahrt haben wir natürlich noch jede Menge lustiger Dinge am Strip angeschaut und uns zur Happy Hour in der Coyote Ugly-Bar im NEW YORK, NEW YORK einen Eistee nach Long Island-Art gegönnt ;-)