Donnerstag, November 02, 2006

31.10.2006 - Halloween

Heute war Halloween, und Joseph und Janey, eine Bachelorstudentin, die als HiWi in unserem Labor arbeitet, wollten mich zu einem mitternächtlichen Konzert des Yale Orchesters mitnehmen. An Halloween wird nämlich in der Konzerthalle ein von Studenten gedrehter Stummfilm gezeigt, und das Orchester begleitet die Aufführung mit Rock- und Popsongs. Das Ganze ist DAS Ereignis für die Collegestudenten, und alle verkleiden sich. Die Konzerthalle Woolsey Hall ist sehr sehenswert, wie immer hier in Yale perfekt einem europäischen Konzerthaus nachempfunden und hat eine tolle Akustik.

Es waren unglaublich viele Leute bei dem Konzert, und alle hatten kreative Kostüme: Von Elefanten, Quallen und Weintrauben bis hin zu traditionellen Piraten, Prinzessinen, Hexen, heiße Krankenschwestern und Zombies. Ich hatte in letzter Sekunde noch Bonbons und Zuckerstangen auf ein Kleid genäht und ging als "Candy Girl".

Der Film war eine Parodie auf "Ghost Busters", die Schauspieler waren alles Yale-Studenten, einige Professoren, und die Schauplätze waren Hörsäle, die Bibliothek und Wohnheime auf dem Campus. Dementsprechend enthusiastisch wurde der Film von den Zuschauern aufgenommen, und die Stimmung im Saal war super. Teil der Aufführung war auch eine Tanzgruppe, die den Zombietanz aus Michael Jacksons "Thriller"-Video zur Orchestermusik vorführte - total beeindruckend. Zwar habe ich von den Sketchen, die zwischendurch auf der Bühne dargeboten wurden, nicht allzu viel verstanden (Amerikaner, die schnell in ein Mikrofon sprechen, sind einfach too much), aber Janey und Joseph haben auch als Muttersprachler nur die Häfte verstanden.

Halloween, so wie es hier gefeiert wird, ist viel weniger eine reine Marketing-Idee, um mehr Süßigkeiten zu verkaufen, sondern die Leute geben sich wirklich Mühe mit den Kostümen und haben eine Menge Spaß. Gleichzeitig merkt man aber auch, dass es eine Gelegenheit für viele ist, aus den steifen, ungeschriebenen Regeln, die z.B. für Männer-Frauen-Beziehungen gelten, auszubrechen. Es gibt z.B. unterschiedliche, klar definierte Beziehungsstadien, von "exclusive", wo man eine/n feste/n Freund/in hat, bis hin zu "non-exclusive", wo man sich auch mit anderen Dates trifft. Nach etwa zwei Jahren Beziehung kommt hier wohl meist der Zeitpunkt, wenn man entscheidet, ob man sich verlobt oder getrennte Wege geht. Wenn ich erzähle, dass ich seit 5 Jahren mit Tiark zusammen bin und wir davon 3 Jahre zusammen wohnen, stößt das hier oft auf Erstaunen a la: "When are you gonna get married?" Die europäische Lockerheit in diesem Zusammenhang wird hier sehr wohl wahrgenommen. Jedenfalls, die teils sehr freizügigen Kostüme vor allem der Frauen sind sicher Ausdruck des Ausbrechens aus dem Alltag.