Samstag, September 02, 2006

02.09.2006 - Bye Bye New York, Welcome To New Heaven

Heute war unser letzter Tag gemeinsam in den USA, und passend zur Abschiedsstimmung regnete es aus Eimern. Da Tiarks Flug erst am späteren Abend von Newark ging, konnten wir gemütlich unsere Sachen packen, im Hostel auschecken und den halben Tag noch nutzen, um ein bisschen in SoHo bummeln zu gehen und noch mal schön beim "Ajisen Ramen" in Chinatown essen zu gehen - der japanisch-koreanischen Imbisskette, die ich in Shanghai jede Woche mindestens zweimal aufgesucht habe. Sobald die erste Filiale davon in Lübeck aufmacht, bin ich die erste Stammkundin, soviel ist sicher.

Gegen 17:00 habe ich schweren Herzens Tiark zur U-Bahn gebracht, meine Koffer aus dem Hostel geholt und bin mit einem Taxi zum Grand Central Terminal, dem Hauptbahnhof in Manhattan, gefahren. Von dort verkehrt alle 30 min ein Pendlerzug (Regionalbahn) direkt nach New Haven, die Fahrt dauert etwa anderthalb Stunden - ich wohne und arbeite sozusagen in einem Vorort von New York! Allerdings liegt New Haven schon im Bundesstaat Connecticut.

Vom New Havener Bahnhof bin ich mit einem Taxi zum Boyer Center of Molecular Medicine gefahren, meinem zukünftigen Arbeitsplatz. Dort wollte mir Tobias, ein Kommilitone aus Lübeck, der gerade seine Masterarbeit bei meinem Betreuer Walther Mothes beendet, die Schlüssel zu "meiner" Wohnung geben. Meine Vermieterin Donia, Professorin für Französisch und Theater, ist nämlich zur Zeit noch unterwegs und kommt erst Mitte der Woche aus Kanada zurück.

Im Boyer Center machte ich dann erst mal meine Erfahrungen mit den allgegenwärtigen Sicherheitsbeamten: Ich wurde gefragt, zu wem ich denn wolle, und da ich Tobias' Namen wohl nicht (für sie) richtig ausgesprochen hatte, wollten sie mein Einladungsschreiben sehen. Okay, das hatte ich dabei. Dann riefen sie, ohne mich einmal zu Wort kommen zu lassen, bei Walther im Büro an, um ihn zu fragen, ob denn alles seine Ordnung mit mir hatte. Natürlich war Walther aber Samstag abend nicht im Büro. Meine Einwände, dass nicht Walther, sondern Tobias auf mich wartete, blieben ungehört, bis ich darum bat, die ganze Sache noch einmal von vorne erklären zu dürfen. Zum Glück kam Tobias, den ich vom Bahnhof aus angerufen hatte, in diesem Moment ins Foyer, um mich in Empfang zu nehmen. Der abschließende Kommentar des Security Beamten: "We are always pleased to help you! Welcome to Yale! " Na, vielen Dank auch.

Nach tiefem Aufatmen habe ich dann gleich noch die Bibliothek der Medizinischen Fakultät besichtigt - sie sieht aus wie ein Museum, mit hohen dunklen Regalen voller Bücher, gemütlichen Ledersofas und Fenstern fast wie in einer Kirche. Und das war noch nicht die Hauptbibliothek von Yale! Im Labor habe ich Pradeep, einen wissenschaftlichen Mitarbeiter indischer Abstammung, kennengelernt - alle anderen sehe ich aber erst am Montag oder Dienstag.

Danach bin ich endlich mit meinem Sack und Pack zum Haus gefahren, und zwar recht praktisch: Hier in Yale gibt es ab 18:00 abends einen kostenlosen Bus-Shuttle, der regelmäßig die Institute abfährt oder den man anrufen kann. Wenn man seine Adresse nennt, wird man direkt nach Hause bis vor die Tür gefahren. Dies ist natürlich einerseits Luxus, der von den teuren Studiengebühren bezahlt wird, andererseits gibt es hier Gegenden, in denen die Kriminalitätsrate aufgrund schlechter Lebensbedingungen recht hoch ist. zur Beruhigung sei gesagt, dass meine Wohngegend, der Weg zur und der gesamte Bereich um die Uni sehr sichere Gegenden sind, das habe ich bereits von Donia und Walther erfahren. Trotzdem sollte man aber - wie in anderen amerikanischen Städten auch - vor allem abends vorsichtig sein, und da ist der Shuttle natürlich hilfreich.

Das Haus in der Mechanic Street ist wie fast alle hier aus Holz, außen rot angestrichen und hat drei Stockwerke. Im Erdgeschoss mit separatem Eingang wohnt Cindy, die mir in der Wohnung ein paar Straßenkarten von New Haven und einen Willkommensgruß hinterlassen hat. Im mittleren Geschoss befinden sich die große Küche mit Tresen, ein Esszimmer, ein Wohnzimmer, zwei Schlafzimmer (eins davon ist meins), ein Bad mit Badewanne und ein Abstellraum mit Waschmaschine und Trockner. Ganz oben wohnt Donia mit ihrem Arbeitszimmer, Schlafzimmer und Bad. Die Wohnung ist insgesamt riesig und sehr gemütlich eingerichtet: Parkett, hölzerne Doppelfenster, Einbauschränke und sogar ein Sofa von IKEA (gibt es hier auch) - es ist sogar aus der gleichen Serie wie unseres in Lübeck, bloß größer und blau statt beige. Auf der zweiten Etage habe ich, da das andere Schlafzimmer anscheinend nicht bewohnt ist, mein eigenes Bad. Mein Zimmer ist praktisch eingerichtet mit viel Stauraum für meine Sachen, Schreibtisch und Einbauschrank. Hinter dem Haus gibt es noch einen kleinen Garten mit Gemüsebeet - ich habe Kräuter, Tomaten und Paprika gesehen. Klingt gut, oder?

Jetz habe ich mir noch einen Tee gekocht und werde gleich ins Bett gehen. Hier noch ein paar Bilder von meinem Zimmer und der Wohnung.