Donnerstag, August 31, 2006

31.08.2006 - New York, New York II

Zum Wachwerden sind wir heute vormittag von der Südspitze Manhattans mit der (kostenlosen) Fähre nach Staten Island und gleich wieder zurück gefahren. Vom Schiff aus kommt die Skyline von Manhattan nahezu vollständig ins Bild, und auch an der Freiheitsstatue fährt man vorbei.

Derart auf den Tag eingestimmt, stürzten wir uns in die Hochhäuserschluchten des Finanzbezirks um die Wall Street herum. Um die Ecke von der New Yorker Börse befindet sich ein Straßenzug mit gut erhaltenen Häusern aus dem 18. Jhd. In einem irisch-amerikanischen Restaurant kehrten wir zum Mittagessen ein und genossen Steak-Sandwiches und Burger zu je 8 Unzen (knapp 250 g) Fleisch. Im Financial District gibt es neben einigen modernen auch viele ältere Wolkenkratzer, deren Fassaden im unteren Bereich schlicht und oben mit detailreichen Art-Deco-Elementen verziert sind.



Die Straßen sind teilweise so eng und die Hochhäuser so hoch, dass nur wenig Sonnenlicht zum Boden dringt. Die Zusammenstellung der Gebäude ist ein buntes Sammelsurium verschiedener Stile, aus Alt, Neu, Gepflegt oder Heruntergekommen, so dass sich ständig interessante neue Perspektiven ergeben. Auf unserem Weg kamen wir auch am Ground Zero, dem vormaligen World Trade Center, vorbei - außer einer riesengroßen Baugrube für das neue Hochhaus und einer durchaus geschmackvollen Fotoausstellung zum 11. September 2001 ist das Ganze aber eher unspektakulär.

Als Abschluss unseres Spaziergangs durch Lower Manhattan sind wir noch auf der Brooklyn Bridge entlanggelaufen und durch Chinatown zur U-Bahn, die uns dann zum Central Park brachte.


Der Central Park ist die grüne Lunge Manhattans, und befindet man sich auf der großen Wiese in seiner Mitte, glaubt man kaum, in einer Großstadt zu sein - wenn da nicht ringsum die vielen Hochhäuser in der Ferne hinter den Bäumen wären. An einem der Seen verschnauften wir und entschlossen uns angesichts der schönen Abendsonne, doch noch die Warteschlange am Empire State Building auf uns zu nehmen. Dort war es allerdings so voll und wir mussten verschiedene Menschenschlangen am Sicherheitscheck, zum Ticketkauf und beim Warten auf den Fahrstuhl nach oben hinter uns bringen. Als wir nach etwa einer Stunde endlich im 86. Stock ausstiegen, war es bereits zappenduster. Der Blick auf die hellerleuchteten Straßen und Hochhäuser war allerdings durchaus beeindruckend - wenn auch durch die Menschenmassen auf der Aussichtsplattform und durch das lange Anstehen angesichts von 16 Dollar Eintritt (billigstes Ticket) ein teurer Spaß. Da bot der Victoria Peak in Hong Kong letztes Jahr wesentlich mehr für sein Geld - was beeindruckende Wolkenkratzer angeht, stumpft man wohl ab mit der Zeit ;-)


Bevor wir zurück ins Hostel fuhren, kauften wir noch ein paar Bagels - man stellt sie sich am besten als reichhaltige Brötchen mit Loch vor, die dick mit Frischkäse bestrichen und nach Wahl (klassisch mit "Lox", also Lachs, am besten frisch vom Filet abgeschnitten) belegt sind. Klingt unspektakulär, ist aber recht nahrhaft und lecker.

Mittwoch, August 30, 2006

30.08.2006 - New York, New York

Heute morgen in New York angekommen, nahmen wir den Bus-Shuttle direkt zu unserem Hostel im Stadtteil Chelsea in Manhattan. "Direkt" heißt in New York, dass man zwei Stunden durch den morgendlichen Berufverkehr unterwegs ist. Zum Glück konnten wir uns diesmal chauffieren lassen und hatten die Stadtrundfahrt damit inklusive.

New York ist schon recht beeindruckend, aber irgendwie hatten wir uns die Stadt noch krasser und schicker vorgestellt. Vielleicht sind wir aber in Punkto Hochhäuser und Leuchtreklamen durch Shanghai und Hong Kong schon etwas abgestumpft ;-) Möglicherweise stellt sich der Skyline-Wow-Effekt auch erst morgen bei einem Besuch auf der Aussichtsplattform des Empire State Buildings ein.

Insbesondere die älteren Wolkenkratzer wirken aufgrund der angegrauten Fassaden teilweise etwas düster und sehr massiv, und damit natürlich nicht so elegant und futuristisch wie die modernen vollverglasten Hochhäuser. Umso beeindruckender ist es allerdings, dass diese Gebäude schon vor 80 Jahren gebaut wurden.

Nach dem Einchecken im Hostel erkundeten wir zu Fuß die Umgebung und liefen an der 5th Avenue nach Norden, am Empire State Building, dem Madison Square Park, der Grand Central Station und dem Chrysler Building vorbei und weiter zum Times Square. Dort herrscht zur Rush Hour die totale Reizüberflutung: Riesengroße leuchtende Videowände von allen Seiten, hupende Taxen auf fünf Spuren und Massen von hektisch vorbeieilenden New Yorkern.

Den Abend haben wir ganz ruhig und entspannt im Innenhof des Hostels mit anderen jungen Leuten aus aller Welt bei kostenloser Pizza und teuer erstandenem Heineken-Bier verbracht.

Dienstag, August 29, 2006

29.08.2006 - Cable Car, Mittagessen in Japantown, Flug nach Las Vegas und New York

Als krönenden Abschluss unseres Besuchs in San Francisco haben wir heute eine Fahrt mit der Cable Car unternommen.
Die Cable Car ist eines der Wahrzeichen von San Francisco, und in der zentralen Betriebshalle ist ein Cable Car Museum ein gerichtet, wo man Wissenswertes über Geschichte und Funktionsweise der Bahn erfährt und das Antriebssystem live besichtigen kann: In die Straße eingelassen verläuft ein dickes Stahlseil, das in der Betriebsstation mit einem starken Elektromotor mit einer konstanten Geschwindigkeit im Kreis bewegt wird. Die Bahn wird mittels großer Hebel, die der Schaffner bedient, am Seil eingeklinkt, und je nach Stärke der Zupackens kann die Geschwindigkeit gesteuert werden. Für die Bergabfahrt verfügt die Bahn über drei voneinander unabhängige Bremssysteme. Insgesamt können bis zu 26 Bahnen gleichzeitig auf den drei Strecken unterwegs sein.
Schon das Warten auf die Bahn an der Endhaltestelle ist ein Erlebnis, denn dort wird die Bahn auf einer in den Boden eingelassenen Scheibe von den Schaffnern gedreht. Die Fahrt selbst ist natürlich ein Abenteuer, besonders wenn man auf den Trittbrettern außen am Wagen mitfährt.

Unterwegs stiegen wir an der berühmten Lombard Street aus, um die vielen Kurven bergab hinunterzulaufen. Die Lombard Street gilt als steilste Straße der Welt, obwohl sie es nicht ist (andere Straßen in San Francisco sind steiler) - mit schönen Rabatten bepflanzt ist sie jedoch sehr gut für Postkartenansichten und typische Touri-Fotos geeignet ;-)
Nach unserer Fahrt mit der Cable Car zog es uns zum Mittagessen noch einmal nach Japantown, wo wir eine leckere Portion Sushi und japanische Nudelsuppen zu uns nahmen.

Danach gönnten wir uns auf dem Union Square noch einen Kaffee, holten unsere Koffer aus dem Hotel und fuhren mit der S-Bahn, die hier BART heißt, zum Airport.

Erstaunlicherweise waren beim Einchecken zum Inlandsflug nach New York über Las Vegas die Sicherheitsvorkehrungen sogar schärfer als in Heathrow. Vom Flugzeug aus hatten wir beim Landeanflug nach Las Vegas noch einen schönen Blick auf den nächtlich hellerleuchteten Strip. In Las Vegas gibt es sogar in den Wartezonen vor den Gates Spielautomaten - deren Gebimmel ist ohrenbetäubend und sehr nervig, wenn man eigentlich vor einem Nachtflug noch kurz die Augen zumachen möchte. Die Angestellten dort können einem wirklich leid tun.

Montag, August 28, 2006

28.08.2006 - Plattfuß lässt grüßen

Heute wollten wir Downtown San Francisco näher in Augenschein nehmen. Am Civic Center und am Union Square reihen sich Hoch- und Kaufhäuser aneinander, während sich am United Nations Plaza und am Civic Center Plaza mit der City Hall das Regierungszentrum der Stadt befindet.
Von dort aus ging es wieder steil bergauf bis zum Alamo Square, einem Park auf einem Hügel, von dem aus man den auf vielen Postkarten verewigten Ausblick auf niedliche Holzhäuser im viktorianischen Stil vor dem Hintergrund der Skyline des Financial Districts hat.
Vom Alamo Square sind es nur ein paar Straßen zum Bezirk Haight-Ashbury. Hier sind die Wurzeln der Flower Power Bewegung zu finden, und auch heute noch ist dies das angesagteste Viertel von San Francisco. In einem der asiatischen Imbisse gönnten wir uns eine Nudelpause und anschließend einen fair gehandelten Kaffee in einer Espressobar, nachdem wir durch stylige Boutiquen und anarchistische Buchläden gebummelt waren.


Neben der großen chinesischen Gemeinde gibt es auch noch einen Bezirk, in dem hauptsächlich japanische Einwanderer leben. In Japantown hat man neben Antiquitäten und modernem Japan-Kitsch auch eine Riesenauswahl an - den Reiseführern zufolge hochwertigen - japanischen Restaurants.
Von der mittäglichen Nudelsuppe waren wir allerdings noch soweit gesättigt, dass wir erst später am Abend in Chinatown noch ein paar Teigtaschen erstanden und den Abend mit einem Bummel über die Amüsiermeile an der Columbus Avenue ausklingen ließen.

Sonntag, August 27, 2006

27.08.2006 - Bay-Feeling, die Wurzeln von Flower Power und "Gut gebrüllt, Seelöwe"

Als spektakulären Beginn unserer Tagestour sind wir heute morgen über die Golden Gate Bridge gefahren. Da San Francisco durch die Wolken, die vom Pazifik in die Bucht hineingeweht werden, vormittags und abends in dichtem Nebel liegt, sah man leider kein Postkartenpanaroma der Brücke in der Morgensonne. Beeindruckend war die Fahrt aber trotzdem, und vom Aussichtspunkt auf der anderen Seite der Bucht konnte man die Stahlkonstruktion bestaunen.

In Sausalito, einem recht schicken, maritimen Örtchen ähnlich einem deutschen Seebad, stärkten wir uns mit einem Frühstück in einem Cafe, bevor wir dem Verlauf der Bucht Richtung Berkeley folgten. Dort liegt die zweite renommierte Universität San Franciscos, und natürlich ließen wir es uns nicht nehmen, auch deren Campus zu erkunden.

In Berkeley nahm Mitte der 60er die Flower Power-Bewegung ihren Anfang, und der Ort bekam aufgrund der Radikalität mancher studentischer Gruppen den Spitznamen "Berserkeley". Der damalige Gouverneur von Kalifornien, Ronald Reagan, meinte 1964 sogar, die Nationalgarde nach Berkeley schicken zu müssen, um die öffentliche Ordnung wiederherzustellen. Dass Berkeley im Vergleich zu Stanford eher alternativ ist, merkt man nicht nur daran, dass der Campus nicht so "aus einem Guss" historisch designed aussieht, sondern auch daran, dass viele selbstgemalte Plakate verschiedenster Interessengruppen dort hängen, wie z.B. "International Socialists Organisation" oder "The Society for the Rescue of Rural Values and Native Life". In der Nähe des Campus tobt an der Telegraph Avenue das bunte Studentenleben, und viele Stände bieten Memorabilia der Hippie-Zeit an - auf den Kauf psychedelisch bunter Batikhemden haben wir jedoch verzichtet.

Natürlich hat auch Berkeley einen Universitätsturm, auf den man sogar hinauffahren konnte, und da mittags das Wetter aufklarte, hatten wir gleich einen Rundumblick über den Campus. In der Nähe von Berkeley gibt es einen Yachthafen, die Berkeley Marina, direkt an der Bucht. Dort picknickten wir direkt am Wasser und hatten eine wunderbare Aussicht auf die Wolkenkratzer von Downtown San Franscisco.

Auf dem Weg zurück in die Stadt über Richmond und Oakland passierten wir zwei große Brücken. Eine davon, die Oakland Bridge, wurde einige Jahre früher als die Golden Gate Bridge eröffnet und ist sogar länger als diese, allerdings mit kleineren Brückentürmen und grau statt rostrot angestrichen - nichtsdestotrotz ist es ein Erlebinis, dort hinüber zu fahren, besonders weil sie die meistbefahrene Verkehrsstrecke in Kalifornien ist.

Nach unserem Ausflug wollten wir den Rest des sonnigen Nachmittags nutzen, um doch noch einen schönen Blick über Downtown San Francisco zu erhaschen. Dazu erklommen wir den Telegraph Hill, auf dem der Coit Tower steht, dessen Bau von Alfred Hitchcock gesponsert wurde. Apropos "erklimmen": Einige Straßen hier sind wirklich unglaublich steil, mit einer Steigung von bis zu 35°! Die Autos müssen entweder quer zur Fahrbahn geparkt werden, oder es müssen die Räder Richtung Bordstein zeigen und die Parkbremse (ähnlich der Handbremse bei Schaltwagen) angezogen werden - auf das Nichteinhalten dieser Regeln stehen hohe Strafen. Auf der anderen Seite des Telegraph Hill führen nicht einmal Straßen entlang, sondern nur steile Treppen zwischen malerischen Holzhäusern und schön bepflanzten Gärten hinunter.

Den Abend verbrachten wir auf der berühmten Fisherman's Wharf direkt am Wasser: Da es wieder kühler und windiger wurde, aßen wir zum Auftauen Muscheleintopf in einer Brotschüssel (Clam Chowder, eine lokale Spezialität). Neben einer Menge Fußvolk und Straßenkünstlern bevölkern auch Seelöwen einen der Piers auf Fisherman's Wharf - letztere nehmen es allerdings sehr gelassen, ein Touristenmagnet zu sein. Sie liegen einfach faul herum, bruellen ab und zu oder gleiten ins Wasser. Im Umfeld der Piers gibt es außerdem noch eine Vielzahl kleiner Buden mit touristischem Schnickschnack - mit "San Franscisco"-Schriftzug bestickte Fleecejacken waren aufgrund der Temperaturen sicher der Verkaufsschlager des Tages.

Samstag, August 26, 2006

26.08.2006 - If you're going to San Francisco...

Von Fresno sind wir heute Richtung Nordwesten nach San Francisco aufgebrochen. Hügellandschaften mit viel goldfarbenem Gras und dunkelgrünen geduckten Bäumen wechselten sich ab mit kleinen Orten, um die herum sich Obstplantagen mit Kirsch-, Nektarinen- und Pfirsichbäumen gruppieren. Die Farben der Landschaft waren besonders beeindruckend am San Luis Reservoir, einem großen Stausee und beliebten Erholungsgebiet, das wir passierten.

Im Süden von San Francisco fuhren wir durch das Silicon Valley (viele große Firmen, erstaunlich grüne und belebte Straßen) und hielten kurz am Infinite Loop 1 (Endlosschleife 1), der Firmenzentrale von Apple Computer. Eigentlich wollten wir am Empfang nachfragen, ob Steve Jobs da ist und sich mal mein iBook ansehen könnte, weil mein Webbrowser immer abstürzt, aber weil Sonntag war, wurde nichts daraus.

Danach erreichten wir Palo Alto, wo sich die berühmte Stanford University befindet. Der Uni-Campus ist unbedingt sehenswert, mit auf alt getrimmten ockerfarbenen Gebäuden (fast wie in der Toscana) und so malerisch, dass uns an diesem Samstag mehrere junge Hochzeitspaare, wahrscheinlich Studenten, begegnet sind, die dort Fotos schießen ließen. Alle Gebäude sind nach großzügigen Spendern, meist ehemaligen Studenten wie den Herren Hewlett und Packard, benannt. Das Informatik-Gebäude trägt den Namen von Bill Gates, der zwar gar nicht in Stanford studiert, aber wohl für das Gebäude ganz ordentlich in die Tasche gegriffen hat. Leider war der Aussichtsturm der Universität wegen der Semesterferien (Mangel an studentischen Führern) geschlossen.


Gegen 17:00 erreichten wir Downtown San Francisco und bezogen unser Hotel, das sehr zentral liegt. Da wir das Auto noch bis morgen nachmittag gemietet haben und Parken sehr teuer und vor allem schwer zu finden ist, sind wir noch ein bisschen kreuz und quer und vor allem bergauf und bergab durch die Stadt gefahren und haben im Nordwesten am Golden Gate Park und am Presidio einmal in die Bucht zur Golden Gate Bridge geschaut. Abends war die Bucht jedoch voller Nebel und Wolken, die der Wind vom Pazifik hineinbläst.
Unseren Hunger haben wir dann noch in einem richtig guten und gar nicht so teuren Restaurant in Chinatown mit Teigtaschen und den für San Francisco obligatorischen Meeresfrüchten gestillt. In Chinatown fühlt man sich wie nach Hong Kong versetzt, überall Garküchen und kleine Ramschläden, und viele, viele Chinesen. Kaum zu glauben, dass man sich in Amerika befindet. Die ersten Chinesen kamen vor etwa 150 Jahren als Arbeiter für den Bau der großen Eisenbahnstrecken nach Amerika. In einem kleinen Dorf in der Umgebung kann man wohl sogar Überreste eines chinesischen Fischerdorfes besichtigen.

Morgen wollen wir die Zeit bis zur Autorückgabe am Nachmittag nutzen, um uns noch das eine oder andere außerhalb gelegene Ziel anzuschauen - welches genau, wissen wir noch nicht.

Freitag, August 25, 2006

25.08.2006 - Nature rocks!

Heute sind wir von Lee Vining zeitig zum Yosemite National Park aufgebrochen. Der Eingang zum Park war nur knapp 15 km entfernt, allerdings hat das Areal eine Ausdehnung von etwa 70 mal 80 km und ist sehr bergig, so dass man auf schmalen Bergstraßen knapp eine Stunde bis zum ersten größeren Ort im Yosemite Valley braucht.

Das Gebiet ist durch eine Hebung der Sierra Nevada entstanden, und in der letzten Eiszeit wurden durch riesige Gletscher, die das Tal füllten, interessante Felsformationen aus den schroffen Bergen geschliffen. Nachdem die Gletscher getaut waren, blieben der Merced River im Tal und einige Wasserfälle zurück.

Unser erster Anlaufpunkt war das Yosemite Valley. Schöne Flusslandschaften und von Eichen umstandene Wiesen sind umgeben von steilen Felswänden, und der Ausblick ist wirklich phänomenal. Die beeindruckendsten Felsen sind der El Capitan, ein gigantischer Felsbrocken, und der Half Dome, ein Felsen, der wie eine halbierte Kuppel aussieht. Im Valley sind wir bei super Wetter (sonnige 28°C) durch den Wald entlang des Merced River zu den Yosemite Falls gewandert. Da der Nationalpark ein beliebtes Ferienziel ist, begegneten uns viele Familien auf Fahrrädern, Wanderer, Kletterer und Schlauchbootfahrer.
An den Yosemite Falls kletterten wir auf den Felsen unter dem Wasserfall herum und picknickten auf einem großen Stein, während unsere Füße im kalten Wasser baumelten - sehr entspannend!


Als nächstes steuerten wir einen etwa 45 km entfernten und knapp 1000 m höher gelegenen Aussichtspunkt, den Glacier Point, an. Das Panorama über die Wasserfälle und den Half Dome war atemberaubend. Durchs Fernglas sah man, dass sich auf der Spitze des Half Domes eine ganze Menge Menschen befanden, die den anstrengenden, insgesamt zwölfstündigen Weg auf sich genommen hatten.



Unsere letzte Station im Yosemite National Park war die südlich gelegene Mariposa Grove, ein Waldgebiet mit Sequoias. Sequoias sind riesige Koniferen mit einem Stammdurchmesser von bis zu 10 m. Es gibt auch einen eigenen Sequoia National Park südlich des Yosemite, doch wenn man aus Richtung Death Valley kommt, gibt es auf der Ostseite dort keinen Eingang, so dass die Mariposa Grove im Yosemite eine gute Gelegenheit darstellt, die Riesenbäume noch zu sehen.

Beeindruckend sind nicht nur Höhe und Dicke der Sequoias, sondern auch ihr Alter, das mehrere tausend Jahre betragen kann - diese Bäume können sogar Waldbrände überstehen, was man bei einigen an teilweise verkohlten Stämmen mit grünen Kronen sehen konnte. Ihre Zapfen sind ebenfalls riesengroß.

Apropos Waldbrand: Im Nationalpark gibt es eine eigene Feuerbrigade, die nicht Waldbrände löscht, sondern sogar welche legt. Dies ist aber nicht kriminell, sondern geschieht kontrolliert als gezielte Walderhaltungsmaßnahme, um trockenes totes Material zu entsorgen und Platz zu schaffen für neue junge Sequoias auf fruchtbarer Asche. Auch natürlich auftretende Feuer, z.B. durch Blitzschlag, lässt man an einigen Orten brennen - den Rauch von zwei davon haben wir sogar aus der ferne gesehen. Um zu vermeiden, dass besorgte Touristen die Ranger mit Feueralarm-Anrufen belästigen, hängen an den entsprechenden Aussichtspunkten Informationstafeln, die den Sinn der Feuer erläutern.

Gegen 17:30 verließen wir den Yosemite National Park Richtung Süden, bis wir in Fresno unser Motelzimmer bezogen. Auf dem Weg dorthin veränderte sich wieder die Landschaft. Nun befinden wir uns inmitten ausgedehnter, hügeliger, goldfarbener Graslandschaften, mit eingestreuten Obstplantagen.

Donnerstag, August 24, 2006

24.08.2006 - Tal des Todes und der wilde Westen

Von Las Vegas sind wir heute in Richtung Yosemite National Park aufgebrochen und wollten dabei das Death Valley durchqueren. Vor der Einfahrt in den Nationalpark hatten wir noch unsere Wasservorräte aufgefüllt und vollgetankt, denn es passiert immer wieder - wie im Visitor Center in aktuellen Zeitungsartikeln zu lesen -, dass Leute dort mit dem Auto liegenbleiben, was bei Temperaturen von über 40°C im Schatten (wobei es keine schattigen Plätze gibt) lebensgefährlich ist. Für den Otto-Normal-Touristen jedoch, der sowieso nur auf den asphaltierten Hauptstraßen bleibt und nicht wandern geht, besteht allerdings überhaupt keine Gefahr, denn der Nationalpark ist recht gut besucht und hat insgesamt sogar drei winzige Orte mit je drei Häusern.

Die Strecke durchs Death Valley führte uns nicht nur durch die eigentliche Wüste, sondern auch zwischen vielen, vielen Bergen und bizarren Felslandschaften hindurch - das Death Valley ist überraschenderweise nämlich nicht komplett flach, sondern ein großer Teil des Nationalparks besteht aus faszinierenden Canyons und Schluchten. Die Orte im Death Valley haben teils recht lustige Namen: Stove Pipe (Ofenrohr), Furnace (Feuerstelle), Devil's Golf Course (so zerklüftet, dass nur der Teufel dort Golf spielen kann). Das eigentliche Tal des Todes liegt bis zu knapp 90 m unter Meeresspiegelniveau. Die Natur ist wirklich gewaltig, krass und gigantisch, genau wie beim Grand Canyon lasse ich auch hier lieber ein paar Bilder sprechen.





Nach der Durchquerung der Wüste machten wir in Lone Pine, einem gemütlichen Wild West-Städtchen, Station und aßen in einem mexikanischen Restaurant Fajitas und scharfe Steaks Mexicana, unglaublich lecker. Auch in Bishop, wo wir einen richtig guten Kaffee tranken, fühlten wir uns in die Zeiten des Goldrausches zurückversetzt, denn alle Häuser entlang der Hauptstraße sehen aus wie Saloons, Casinos und Wild West-Tante-Emma-Läden.

Westlich vom Death Valley liegt die Bergkette der Sierra Nevada und direkt gegenüber von Lone Pine liegt der Mount Whitney, der höchste Berg der USA (nicht ganz 5000 m), auf den man von der Stadt aus einen schönen Blick hat.

Schließlich sind wir nun 10 Meilen vom östlichen Eingang in den Yosemite National Park in Lee Vining abgestiegen. Die Landschaft ist hier sehr bergig, mit bewaldeten Hängen (keine Wüste mehr!). Lee Vining liegt auf 2000 m Höhe direkt am Mono Lake, einem beliebten Urlaubsziel der Amerikaner. Am See gibt es bizarr geformte Tuffsteinskulpturen (Tufas), und von Lee Vining hat man einen schönen Ausblick über das Wasser und auf ein paar felsige Inseln.

Um morgen in den Yosemite National Park zu gelangen, müssen wir allerdings noch über die Berge, gleich nebenan am Tioga-Pass (nochmal gut 1000 m Höhe von hier aus). Nach all den Felsenwüsten, ausgetrockneten Canyons und Salzseen, trockenen Büschen und Kakteen der letzten Tage freue ich mich jetzt schon auf die richtig großen grünen Bäume und Wasserfälle des Yosemite.

Mittwoch, August 23, 2006

23.08.2006 - Glücksspielhölle, Kaffeefahrt auf Amerikanisch und "Mamma Mia"

Gestern abend stürzten wir uns ins Getümmel auf dem Strip. Zum Abendessen kehrten wir in eine Pizzeria in Damaskus ein, anschließend sind wir noch schnell auf einen Caipirinha nach Paris gegangen. Unterwegs gerieten wir in einen Gewitter-Platzregen und sind an einem ausbrechenden Vulkan vorbeigelaufen. Die große Piratenschlacht haben wir leider verpasst und die Achterbahn in 300 m Höhe hatte schon zu. Klingt nach einem schlechten Trip und ganz miesen Drogen? Keinesfalls, denn in Las Vegas findet man New York, München, Paris, Damaskus, Venedig, die Sphinx und die Pyramiden von Gizeh, eine Ritterburg und eine Pirateninsel in schöner Eintracht nebeneinander auf den 3 km des Strip - simulierte Naturschauspiele und ganze nachgebaute Straßenzeilen in Einkaufsmeilen inklusive. Man fragt sich zunächst, wie man so einen Irrsinn mitten in der glühenden Wüste finanzieren kann und wie sich das Ganze für die Betreiber rechnet - bis man sich tatsächlich in einem der großen Casinos wiederfindet, umringt vom Bimmeln hunderter "Slot Machines" (einarmige Banditen) und Massen von Menschen, die dort und an Spieltischen ihr Glück versuchen.

Tiark hat es schön formuliert: Las Vegas lebt von der Illusion, zur rechten Zeit am rechten Ort mit einem Quäntchen Glück ein Vermögen machen zu können, und die Leute fallen darauf herein.




Am nächsten Morgen wollten wir den Strip bei Tageslicht erkunden. In einem der Hotels auf dem Weg wurde uns ein interessantes Angebot gemacht: Für 10 Dollar pro Person konnte man Tickets für eine abendliche Show bekommen, wenn man an einer Besichtigungstour zu einem südlich gelegenen neuen Luxusappartmentkomplex teilnahm. Nun ja, Studenten mit knappem Reisebudget sind für Kaffeefahrten immer offen, solange nicht Heizdecken verkauft werden, also warum nicht? Schließlich kosten die Show-Karten normalerweise nicht unter 80 Dollar pro Stück, und wir haben uns dreimal versichern lassen, dass wir außer Gucken keine Verpflichtungen bei der Tour eingehen.

Die Besichtigungstour gab uns einen ziemlich interessanten Einblick in Kaffeefahrten auf Amerikanisch: Mit ca. 30 anderen Interessenten wurden wir zu einem Welcome Center gebracht, wo wir von unserer eigenen (!) Führerin für die Besichtigung in Empfang genommen wurden. Nach dem kostenlosen Lunch besichtigten wir den wirklich recht luxuriösen Appartmentkomplex. Nach einer Menge Small Talk ging es schließlich ums Geschäft: Uns wurde angeboten, Anteile an einem Appartment zu erwerben - natürlich zu einem Super-Spezial-Preis, wenn wir sofort unterschreiben. Die Verkaufsmethoden, mit denen wir und die anderen Teilnehmer umgarnt wurden, waren so vorhersehbar wie gruselig - ich möchte nicht wissen, wie viele Leute sich da haben einlullen lassen. Vom ethnisch passenden Führer (unsere hatte - "Oh really, you're from Germany? What a coincidence!" - einige Jahre in Deutschland gelebt) bis hin zu Geheimniskrämerei um den Preis, der sich dann als so erstaunlich niedrig herausstellte, dass man ja blöd wäre, nicht zu kaufen - naja, man kennt das ja. Tiark hat den Verkäufer ziemlich auflaufen lassen, was diesen veranlasste, uns das Appartement schließlich zu einem Viertel des zuerst genannten Preises anzubieten, aber natürlich haben wir nichts gekauft und nach ein bisschen Hin und Her auch anstandslos unsere ersehnten 10-Dollar-Tickets für das ABBA-Musical "Mamma Mia" am gleichen Abend erhalten.

Die Show war wirklich erstklassig, witzig und mit tollen Sängern und Tänzern - der Ausflug zum Appartmentkomplex hatte sich also gelohnt.

Außer Show und Kaffeefahrt haben wir natürlich noch jede Menge lustiger Dinge am Strip angeschaut und uns zur Happy Hour in der Coyote Ugly-Bar im NEW YORK, NEW YORK einen Eistee nach Long Island-Art gegönnt ;-)

Dienstag, August 22, 2006

22.08.2006 - Grand Canyon, heading to Las Vegas

Unsere Tour ging heute von Flagstaff über Cameron südöstlich in den Grand Canyon National Park hinein. Was immer man über den Grand Canyon schon gehört, gelesen oder in Bildbänden und Filmen gesehen hat - "gigantisch" trifft es nur unzureichend.




Neben dem wirklich einzigartigen Ausblick ist es erstaunlich, dass sich der Rand des Grand Canyons etwa 2000 m über dem Meeresspiegel befindet. Der Grund dafür ist, dass sich das gesamte Plateau vor etwa 6 Millionen Jahren angehoben und sich der Colorado River in die Felsen gefressen hat; die untersten Gesteinsschichten der Schluchten sollen bis zu einer Milliarde Jahre alt sein. Man kann von einigen Aussichtspunkten sogar in den Canyon hinabsteigen, jedoch wird dies aufgrund der mörderischen Hitze am Grund der Schlucht (oben ist es angenehm sommerlich) und des anstrengenden Rückwegs nicht empfohlen. Ein Parkranger erzählte außerdem, dass es Klapperschlangen gibt. Die meisten Leute landen allerdings nicht wegen Schlangenbissen, sondern wegen alkoholbedingter Stürze in der Notaufnahme der parkeigenen Klinik ;-) Und wenn doch wegen Schlangenbissen, dann aufgrund von Streichelversuchen.
Vom Grand Canyon fuhren wir dann über Williams und Kingman Richtung Las Vegas. Unterwegs gab es mehrere heftige Gewitter mit Regen wie aus Eimern, die allerdings sehr stark lokal begrenzt waren. Auf der Interstate sind wir dabei nicht nur Autos und Trucks, sondern auch auf "Homes on a Truck", auf LKWs verladene Häuser, gestoßen.
Kurz vor Las Vegas befindet sich an der Grenze zwischen Arizona und Nevada der Hoover Dam, ein 1931 gebauter Staudamm am Colorado River. Dieses Bauwerk ist wie alles in den USA gigantisch und ein ingenieurtechnisches Meisterwerk. Nur die dadurch verbesserte Strom- und Wasserversorgung ermöglichte das Wachstum von Las Vegas, das bis heute anhält.

Gegen 19:00 erreichten wir Las Vegas, haben unser billiges Motel bezogen und wollen gleich noch mal auf den glitzernden Las Vegas Boulevard, auch "The Strip" genannt, an dem all die berühmten Hotels und Casinos liegen (mehr dazu morgen). Da wir nach zwei hauptsächlich im Auto verbrachten Tagen vom Fahren die Nase voll haben, haben wir uns entschieden, den ganzen nächsten Tag für Besichtigungen in der Stadt zu nutzen und bis zum 24.08. hier zu bleiben.